SCHAUBURG

München (Bayern) , Franz-Joseph-Str. 47

eröffnet: 1926
geschlossen: 30.09.1964
Sitzplätze: 1100 (1930) - 965 (1958)
Architekt: Hanns Atzenbeck
Betreiber: Familie Pietsch                                                     1926-1936
Ufa                                                                      1936-1944
Erich Loewenhain & Johanna Ulrich-Busch           1949-1953
Elite Film GmbH  (Franz Schröder)                       1953-1964

    Literatur: Die Schauburg - Geschichte eines Schwabinger Kinos (Lena Mares) , Vertigo Verlag 1999

Die Baugeschichte des Großkinos am Elisabethplatz war nicht einfach. Schon vor 1926 gab es zwei Anläufe zur Errichtung eines Kinogebäudes, die aber scheiterten. Die Vorgabe war, hier ohne Störung des Straßenbildes kein allzu hohes, doch großes und freistehendes Theatergebäude zu planen. Der Bau präsentiert sich als ein freistehendes, viereckiges Massiv von 33m Länge und 21m Breite in einer markanten, freien Lage zwischen drei Straßenbahnkreutungen. Die Fassde am Elisathenplatz zeigt die drei Haupteingänge, die zu einer horizontal  gelegenen Einheit zusammengezogen , wuchtig und doch vornehm wirken. Über dem Portal lagen zwei von Konsulen gezogene Balkone aus Muschelkalkstein. Einen besonderen Schmuck bildeten die von Bildhauer Müller-Hipper modellierten Steinfiguren, die ernste und heitere Muse darstellten.
Hinter den Vor- und Kassenräumen führten breite Aufgänge zum oberen Foyer und zum Erfrischungsraum, die wie der Eingangsbereich in zarthellen Farbtönen gehalten waren. Der Hauptfarbton des Zuschauerraums war hellgelb, der mit dem Blaßgrün der Stuckgesimse auf Wechselwirkung abgestimmt war. Reiche Vergoldungen vermittelten den Übergang der Komplementärfarben. Der Grundstil der Innenausstattung lehnte sich allgemein auf orientalische Linienführung und chinesische Motive an. Von den durchweg mit dem gleichen Stoff bezogenen und gepolsterte Sitzplätzen  befanden sich ca. 700 im Parterre und 300 im Rang und den Logen. Das den ganzen Zuschauerrum umlaufende Gesims nahm die Beleuchtungskörper der indirekten Soffitenbeleuchtung in sich auf, während die Decke eine Reihe versenkbarer Lampen enthielt. Es gab zwei Beheizungsanlagen - eine Heißluft und eine Dampfheizung. Eröffnungsfilm war der Film "In Treue stark", der laut der "Lichtbild-Bühne" "keineswegs zu den duetschen Spitzenleistungen im Filmschaffen gehörte, aber dank seiner patriotischen Färbung eine günstige Aufnahme beim Publikum fand". Hauptdarsteller Otto Gebühr trat persönlich in Marineuniform auf die Bühne.  L26253

Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es kurzzeitig ein Operettentheater, das allerdings schnell Konkurs anmelden musste. 1967 bauten die damals legendären Brüder Anusch und Temur Samy die "Schauburg" zur (laut Eigendarstellung- Anmerkung von allekinos.com) berühmtesten Diskothek Europas um, dem "Blow Up". Die Lightshow war einmalig und legendär: 250 Scheinwerfer reagierten auf den Rhythmus der Musik. Das hatte man bis dahin noch nicht erlebt. Im Stil des New Yorker Guggenheim Museums war eine an den Außenwänden entlangführende Gangway eingebaut, die auf verschiedenen Ebenen in Plattformen mündete. Im Saal konnten bis zu 2.000 Menschen tanzen, die Bands spielten auf den Plattformen. Pink Floyd, Yes und Künstler wie Jimi Hendrix und Sammy Davis Jr. traten auf. Doch 1972, nach 5 Jahren, war Schluss. 

Eine Supermarkt-Kette interessierte sich für das leerstehende Gebäude. Anwohner und Bezirksausschuss sahen den gegenüberliegenden Elisabethmarkt dadurch in Gefahr. 1973 gründete sich die „Bürgerinitiative Kurfürstenplatz/Westschwabing“, die dafür kämpfte, dass das Gebäude dem heimatlos gewordenen Theater der Jugend eine Bleibe bieten sollte.

Ein engagierter Wortführer war der spätere Oberbürgermeister Christian Ude. Die Stadt kaufte das Gebäude, um es als kommunales Kinder- und Jugendtheater zu betreiben, welches dann 1977 seinen Betrieb aufnahm.

Quelle u.a: Homepage der Schauburg


           
Bilder von 2005


Fassade 1949 während der mehrwöchigen Filmreihe "Alte und neue französische Filmkunst"

Saal 1927 (Bildquelle: Der Kinematograph 1038/1927)
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Datum der Erstellung/letztes Update: 07.12.202004.05.2020