APOLLO |
Wien (6.Bezirk), Gumpendorfer Str. 63a
eröffnet: | 11.09.1929 |
geschlossen: | in Betrieb |
Sitzplätze: | 1440 (1942) - 1386 (1958) 519/281/211/106/100/109/101/80/162/100/220/234 (1998) |
Architekt: | Carl Witzmann (Umbau 1929) |
Betreiber: | Kiba
1929 Ostmärkische Kinobetriebsges. Gf: Wilhelm & Hermann Hoffmann 1940/1942 Apollo Kino- und Theaterges. Dir: Josef Zak & Karl Dietrich Gf: Hans Radi 1958 Cineinvest Gf: Constantin Film 1998 |
Von 1904 bis 1929 war dieses Gebäude eines der
beliebtesten Varieté-Theater der Stadt. Nach seiner Umgestaltung durch den
Wiener Architekten Carl Witzmann wurde das neue Kino 1929 noch mit einem
Stummfilm eröffnet. Witzmann, der bereits 1917 durch seine Präsentation eines
von ihm gestalteten Kinosaales bei der k.u.k. Kriegsausstellung großes
öffentlichen Zuspruch als Kinoarchitekt erlangt hatte und in der Folge
zahlreiche Aufträge für Kinoneu- und umbauten erhielt, hatte als Grundfarbe für
das neue Apollo Kino Rot gewählt, das sowohl die Damast-Tapeten wie die
Fauteuils, die Läufer und den Fußbodenbelag durch das gesamte Kino dominierte.
Indirekte Lichtkörper sorgten für unterschiedlichste Lichtstimmungen. An Stelle
der beiden Galerien des ehemaligen Theaters wurde eine freistehende Betongalerie
mit 12 Sitzreihen geschaffen, auf der auch eine Reihe Logen eingebaut waren. Im
Hintergrund des Parterres wurden ebenfalls eine Reihe von Logen errichtet, der
Parterreraum hatte 26 Sitzreihen, Die vorderste Reihe war 7 Meter von der
Leinwand entfernt. Die Bildfläche betrug 35 qm.
Das Apollo zählte mit 1.500 Sitzplätzen zu den größten
Kinos der Stadt. Lichtspieltheater mit einem Fassungsraum von über 700 Personen
gab es zu diesem Zeitpunkt u.a. im Prater (Busch Kino), in der Inneren Stadt
(Gartenbau Kino), in Wien-Landstraße (Löwen Kino, Eos Kino) und in Wien-Neubau
(Stafa Kino) sowie in Wien-Alsergrund (Kolosseum Kino).
Erster Betreiber
war die Kiba, ein von der sozialdemokratischen Arbeiterbank finanziertes
Unternehmen. Das 60 Mann-Orchester bestand aus fest angestellten Musikern, was
in der Branche eine Besonderheit darstellte. Der Vertrag galt für ein Jahr.
Doppeltes Glück für die Musiker, da der Tonfilm schon viele Kollegen in die
Arbeitslosigkeit trieb.
Die Eröffnungsvorstellung im September 1929 wurde mit einem Festmarsch von Richard Strauß eingeleitet, dann tanzte Grete Wiesenthal mit ihrem Jungmädchenensemble einen klassischen Walzer von Johann Strauß. Professor Dr Toobel präsentierte die neue "Christie-Unit"-Orgel, "ein wahres Wunderwerk des modernen Instrumentenbau", wie die damalige Presse begeistert schrieb. Das komplizierte Instrument, das nur von einem Organisten bedient wurde, begleitete in den folgenden Wochen die hier gezeigten Stummfilme publikumswirksam. Sie befand sich hinter einem goldenen Gitter oberhalb der Leinwand. . Der Orgeltisch selbst, der für Soloeinlagen zum Podium gehoben werden konnte, im Orchester. Von den drei im Vorführraum aufgestellten Projektoren war einer bereits für Tonfilme geeignet. Hauptfilm des Eröffnungstages war "Lady Hamilton", dem einige kurze Tonfilme vorausgingen. Dabei errang ein Sprechfilm mit dem schwedischen Forscher Sven Hedin die meiste Aufmerksamkeit. K29216
Doch nur wenige Monate später wurde hier bereits der
erste amerikanische Tonfilm, "Show Boat", gezeigt - und zu einem
Sensationserfolg. Das Apollo Kino gehörte zu den ersten Kinos der Stadt, die
über eine technische Ausrüstung für die Projektion von internationalen Tonfilmen
verfügte und entwickelte sich so in den folgenden Jahren rasch zu einem der
wichtigsten Kinos der Stadt. 1932 verfügte es über einen der modernsten
Vorführräume - und nicht weniger als drei geprüfte Vorführer.
So fand etwa am 20. Dezember 1951 hier die Uraufführung des Filmes Maria Theresia der 1950 gegründeten Paula Wessely Filmproduktionsgesellschaft (Verleih: Sascha Film) mit Paula Wessely in der Titelrolle, "Hannerl Matz" als Maria Elisabeth, Otto Treßler als Gral Aliano, Attila Hörbiger als Graf Harrach und Leopold Rudolf als Graf Losy u. v. a. weiteren prominenten österreichischen Bühnen- und Filmschauspielerinnen statt.
Das Kino wurde in den Jahren 1998/99 umgebaut und 1999 als Multiplex-Kino mit 12 Sälen wiedereröffnet.
Heute ist zählt es zu den ältesten erhaltenen Kinos - seine Vergangenheit als ehemaliges Theater ist dabei in Vergessenheit geraten.
Quelle u.a: www.kinthetop.at
![]() Bilder vom Januar 2009 |
![]() Saal 1929 (Bildquelle: Der Kinematograph 286/1929) |
![]() Ansicht 1959 (Bildquelle: Der Neue Film 79/1959) |