SCALA

Ulm (Baden-Württemberg), Am Ehinger Tor - Wörthstr. 91

eröffnet: 1945 (Behelfskino) - 05.11.1947 (offizielle Eröffnung)
geschlossen: ca. 1983
Sitzplätze: 1126 (1949) - 850 (1952) - 780 (1953) - 666 (1958/1962) - 430 (1967)
Architekt: Friedrich Maurer, Ulm-Söfflingen  (Einbau Rex 1956)
Betreiber:
Albert Leipold & Eugen Stark
Albert Leipold & Adolf Mutchler
Planie FTB, Reutlingen
1945-1951
1952-mind.1967
mind.1977-ca.1983



Ulm erhielt 1947 ein Filmtheater mit einem Fassungsvermögen von ca. 1200 Sitzplätzen.. Wenn man von der. 5,20 x 7,10 m großen Leinwand den Blick über einen Raum mit den nach hinten leicht ansteigenden Platzreihen blickte, konnte man schwerlich erfassen, was hier zuvor mit Energie und Tatkraft geleistet wurde.
Nach dem Zusammenbruch wandten sich die Inhaber der Scala, Albert Leipold und Eugen Stark, an die Militärregierung, um eine Lizenz für ein Filmtheater zu erhalten. Eine alte, zerstörte Reithalle der ehemaligen Sedan-Kaserne, einzige Möglichkeit innerhalb der zerstörten Gebäude, wurde 1945 zur Verfügung gestellt. In drei Tagen geschah ein Wunder: dürftig wurden Wände verkleidet, das Bodengerümpel planiert, eine Innenwand errichtet. Das Dach wurde instandgesetzt und eine bisher fehlende Zwischendecke eingezogen.
Während den zwei Jahren der Bauzeit fiel nicht eine einzige Vorstellung aus. Wiederholt zählten die Vorstellungen bis zu 1700 Besucher. Woche zu Woche erlebten die Ulmer den Aufbau ihres einzigen Kinos. Alle Einrichtungen, Elektro-Montage, Innenarchitektur usw. entstanden nach eigenen Entwürfen. Während der Bauzeit wurde die Leinwand an die West- und in einer anderen Bauphase an die Ostseite verlegt. In der 1. Woche wurden 3000 Besucher gezählt, in der letzten vor der offiziellen Premiere der „Scala“ stieg die Besucherzahl auf 27 000, Zwei moderne Bauer B 8-Bildwerfer und eine Europa-Klarton-Anlage sorgen für einwandfreie Projektion und Tonwiedergabe. Die akustischen Probleme waren sehr kompliziert, konnten indes aber so vollkommen gelöst werden, daß der Ton zwischen 40 und 8000 Hz einwandfrei kam.
Das Foyer wich von den üblichen konventionellen Vorbildern bewusst ab. Unter Berücksichtigung zeitbedingter Möglichkeiten war es im Stil einer Ulmer Stube gehalten. Rötel-Zeichnungen halten architektonische Juwele der geprüften Donaustadt fest. Die Sitzreihen waren stark abfallend angelegt. Eine besondere Attraktion für leidenschaftliche Raucher bildete eine kleine geschlossene Kabine, die durch eine Glaswand von den übrigen Zuschauern getrennt war. Hier durfte nach Herzenslust geraucht und geredet werden. Die Bühne selbst konnte in ihrer Tiefe von 5 m zu Theateraufführungen verwendet werden. Für die Künstler wurden entsprechende Räume eingerichtet. Somit waren die Voraussetzungen für Bühnenveranstaltungen vielfältiger Art gegeben, die einen erheblichen Teil der Gesamtarbeit der „Scala" darstellen sollten.  N4714

Albert Leipold beschränkte die Platzzahl 1953 auf 780, um damit eine größere  Bühnentiefe von 15,5 m zu erreichen. Das Filmprogramm ging trotz des Umbaues weiter.  
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1956 eröffnete mit dem "Rex" - Beiname: "Das kleine Theater an der Scala" - ein zweiter Saal in dem Komplex. Das 145 Besucher fassende Lichtspielhaus diente hauptsächlich der Nachaufführung von guten und bewährten Filmen.  Die Vorführung von CinemaScope- und Breitwandfilmen war möglich. Man erreichte das neue Theater durch den Haupteingang der "Scala", Karten für beide Häüser wurden an der zentralen Kasse gelöst. Auch das Foyer diente beiden Sälen. Die Wände des Durchgangs zum "Rex" waren in einem dunklen Grau gehalten und erhielten eine matte Nussbaumtäfelung. Wände, Decken, die Polsterbestuhlung und der Fußbodenbelag des "Rex" waren in dezentem Grau gehalten, das in dem Gelb der Deckenbelüftungsverkleidung und der formschönen Wandleuchten seine harmonische Gegenfarbe fand.  Der neue Saal entstand durch den Umbau der Nebenräume der "Scala". Zur Eröffnung wurde der Film "Der Spieler" gezeigt. Das Studiotheater wurde bereits zum 1. August 1965 wieder aufgelöst. 
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Adolf Leipold verstarb im Februar 1964, die Firma fungierte vorerst unter gleichem Namen weiter. 
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Die "Scala" war das zweitgrößte Kino in Ulm. Sie hatte zuletzt 430 Sitzplätze und verfügte über eine moderne 4-Kanal-Magnettonanlage, in Lichtton gab es aber nur Mono. Zuletzt liefen hier bis ca. 1983 Softsex-Filme. Das Kino wird heute von der Adventsgemeinde als Kirche genutzt und befindet sich hinter dem Universum-Center beim Ehinger Tor.


Eingangshalle 1947 (Bildquelle: Der Neue Film 14/1947)

Saal 1947 (Bildquelle: Der Neue Film 14/1947)

"Rex" zur Eröffnung 1956 (Bildquelle: Filmwoche 19/1956)

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Datum der Erstellung/letztes Update: 17.03.2024 - © allekinos.com