CENTRAL

Pforzheim (Baden-Württemberg), Leopoldstr. 14

eröffnet: 1907
geschlossen: 1929
Sitzplätze: 400 (1918) - 350 (1925)
Architekt: Maurer
Betreiber:                                                                                        Kinoname 1907: Victoria

Direktor Hähnel                      1912-                               neuer Kinoname: Central

Gustav Vollmer                       mind.1917-1929

Das neue Lichtspieltheater in der Leopoldstraße - Centraltheater genannt - hat gestern seine Pforten geöffnet. In fünfmonatiger Bauzeit ist das ursprünglich ganz anderen Zwecken dienende Erdgeschoss des Hauses in einem stattlichen Saal von 26x12 m umgewandelt worden. Dadurch, das man den Hof in Anspruch nahm, die in ihm stehende Fabrik niederlegte und ihn bis zu drei Meter Tiefe ausschachtelte, war es möglich, dem Saal eine stattliche Höhe zu geben und nach der Straße zu amphitheatrisch ansteigen zu lassen, so daß jeder der 400 Sitze gleich gute Aussicht bietet. Selbstverständlich ist der ganze Bau modern gehalten. Modern ist die Straßenseite mit der wuchtigen Firma, die unter einem Blumenfries hinläuft und abends von einer Kette elektrischer Lichter bestrahlt wird. Modern ist der Eingang mit der Kasse und modern ist namentlich der Saal selbst, über dessen niederem, braunen Sockel als Farben nur Weiß und Crème mit einigen goldenen Reflexen zugelassen sind - der vornehmste Untergrund für die zahlreich vorhandenen prächtigen Beleuchtungskörper. Modern sind auch die Sicherheitsvorrichtungen, die jede Feuergefahr ausschließen.

Zur Eröffnungsvorstellung, die am letzten Montag nachmittags um 5 Uhr begann, hatte sich ein zahlreiches geladenes Publikum eingefunden. Architekt Maurer gab zunächst eine kurze Schilderung des Baues, worauf Direktor Hähnel die Erschienenen willkommen hieß. Dann begannen die Vorführungen, zu denen ein außerordentlich reichhaltiges Programm aufgestellt war. Es enthielt die zwei Dramen "Zwischen Himmel und Wasser" und "Der Telegraphist des Forts". Auch an komischen Einlagen fehlte es nicht. In die romantische Umgebung Barcelonas und nach Rußland zu den Stromschnellen des Kiwatsch wurden die Zuschauer geführt. Die neuesten Zeitereignisse zogen an dem Auge vorüber, so die große Herbstparade auf dem Tempelhofer Felde und der Besuch des Kaisers in der Schweiz. Erst nach 8 Uhr war die Ehrenvorstellung vorüber und nur mit Mühe konnten sich deren Besucher einen Weg durch die vielhundertköpfige Menge bahnen, die sich zur Kasse drängte - jedenfalls ein gutes Vorzeichen für die Zukunft des "Central-Theaters".

Quelle: Lichtbildbühne 38/1912

In dem Bericht ist die Existenz des 1907 an gleicher Adresse eröffneten "Victoria-Theaters" nicht erwähnt, was vermuten lässt, das selbiges nicht sehr lange Bestand hatte.

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