PALAST - THEATER

Offenbach (Hessen), Große Marktstr. 12-14

eröffnet: 08.11.1919        L1947
geschlossen: 30.06.2000
Sitzplätze: 520 (1920) - 530 (1940) - 580 (1949) - 600 (1953) - 578 (1958) - 528 (1967) - 546/240/202/96 (1978) - 463/101/147/218 (1999)
Architekt: Collin (Wiederaufbau 1947) - Carl Müller (Umbau 1950 und 1958) - Fritz Reichard (Einbau Rex 1971) - Volker Nielson (Umbau 1991)
Betreiber: Georg und Lina Ruttmann & Höhn            1919
Georg und Lina Ruttmann & Höhn Erben  1920-1927
Georg und Lina Ruttmann                         1927-ca.1943
Lina Ruttmann                                          ca.1943-1950
Ludwig Märkl                                          1.1.1951-1956  E5103
Frieda Fairchild                                        1957
Kurt Schreiner KG                                   1.11.1957-1987
Reiss FTB                                                1.1.1988-2000

Das "Palasttheater" wurde 1919 von der Familie Ruttmann und Herrn Höhn durch den Umbau der alten Synagoge eröffnet. Letzterer verunglückte kurze Zeit später tödlich. Bis 1927 betrieb man das Kino wie auch den Offenbacher "Emelka-Palast" mit den Erben von Herrn Höhn, dann trennte man sich und Familie Ruttmann führte das Haus bis 1950 alleine weiter. Das Portal des Kinos war mit Säulen eingefasst und somit ein "Hingucker".  K271060

1939 wurde das Kino umgebaut. Im Krieg wurde das Lichtspielhaus bis auf die Grundmauen zerstört und 1947 erneut aufgebaut. Am 8.11. dieses Jahres konnte es als zweites Offenbacher Innenstadtkino wieder eröffnen.  Durch einen geräumigen Vorraum, an dessen rechter Seite ein weitausladender Treppenaufgang zum Rang heraufführte, gelangte man - an der Garderobe vorbei - in den 570 Personen fassenden Zuschauerraum hinein.Nah dem Tod ihres Mannes, der bei einem Bombenangriff starb, leitete Lina Ruttmann die Geschicke des "Palast-Theaters" alleine.
W4976 - Offenbach-Post 8.11.1947

1950 wurde das Kino nach den Erfordernissen der Zeit umgebaut. Der Zuschauerraum wurde mit feuerfesten Holzfaserplatten ausgeschlagen und in hellem Beige gehalten. Der Bühnenrahmen in Braun und Gold passte sich dem Gesamtrahmen an. In Parkett und Rang fanden sich Anschlüsse der Verstärkeranlage für Schwerhörige. "Vagabunden der Liebe" stand als erster Film auf dem Programm. N5034

Ab 1. Januar 1951 pachtete Ludwig Märkl das Palasttheater von Frau Ruttmann. Herr Märkl, ein alter erfahrener Theaterfachmann, war bis zur Übernahme seines jetzigen Wirkungsbereiches bei der Eagle Lion Film in Frankfurt beschäftigt gewesen. Seit 32 Jahren in der Branche arbeitete er früher als Vertreter bei der Fox und Tobis. Sein besonderes Augenmerk galt dem neuen deutschen Film, von dem er hofiert, dass er im Laufe der Jahre seine alte Weltgeltung wieder erlangen würde.  W5106

1955 machte die Grundstücksinhaberin Lina Ruttmann Pläne publik, das Haus nach Ablauf des damaligen Pachtvertrages (1957) auf 1200 Plätze vergrößern und eine Bühne einbauen zu lassen. Diese wurden aber (wohl aufgrund des nach 1958 einsetzenden Zuschauerschwundes) nicht verwirklicht. N5539

Ein weiterer Umbau erfolgte 1958: Filme konnten jetzt auf einer 10 m breiten CinemaScope-Leinwand vorgeführt werden. Die beiden Seitenränge fielen weg,, so das das Kino nun etwa 50 Plätze weniger besaß. Die Wände wurden mit Kunstleder und Satin in Mattblau und Fraise bespannt. Dazu kontrastierte ein sattgelber Bühnenvorhang. Die Stühle wurden aufgearbeitet.  Quelle: Offenbach-Post, 1.8.1958

Seit den 1970ern  wurden unter dieser Adresse auch die Kinos "Rex" und Gloria" angegeben, wobei letztere in den 1950er-Jahren Kinos nebenan war, die einem Kaufhaus-Neubau weichen mussten und deren Namen in den "Palast"-Komplex integriert wurden.
1971 wurde das "Rex" eröffnet. Eine neun Meter breite Rückwand im Saal des "Rex" war mit einem Spezialspiegel versehen. Vor dieser stand eine ebenso lange Bar. Spezial-Schwenksessel ermöglichten dem Durstigen, im Spiegel das Geschehen auf der Leinwand nahtlos weiterzuverfolgen. Bequeme Sessel oder Doppelsessel sicherten ein komfortableres Kinogefühl. Dazwischen waren Behälter für Flaschen angebracht. Am 9.11.1974 wurde mit dem  "Lux" ein weiteres Kleinkino - entstanden aus dem ehemaligen Rang des "Palast-Theaters" - hinzugefügt. Cognacfarbene Sessel, mit Ascher und Getränkehalter, erlaubten komfortablen Kinogenuss, wie er zu dieser Zeit gewünscht war. Alle Wände wurden mit Glasfaser verkleidet, das >Holz mit einer Spezialmasse präpariert, die vor Brandgefahr schütte.  Drei der vier Säle wurden als Raucherkinos mit Barbetrieb geführt. E7424

Von Mai bis Juni 1991 wurde das Kino mit einem Kostenaufwand von 2,5 Millionen Euro nochmals umgebaut. Dabei blieben laut Aussage von Georg Reiss nur noch Dach und Wände stehen. Im "Palast" - für Actionfilme vorgesehen - dominierte die knallrote Bestuhlung, im Rex sollte pinkfarbig-violette Töne auf Komödien einstimmen, im "Lux" dagegen sandfarbige Wände , orangener Himmel und schwarze Rüschen das Gefühl für romantische Liebeskomödien herüberbringen. Das neue "Gloria" mit immer noch rund 500 Sitzplätzen war für Kassenschlager gedacht und sollte an frühere Kino-Glanzzeiten erinnern.  Lachsrot bespannte Wände, grünkupferne Wandleuchten mit dunkelgrünen, strahlenden  Lampenschüsseln im Design der 1950er-Jahre und ein schwerer Vorhang, auf dem das  goldfarbene Signet des Hauses  prangte. Das Haus fungierte zu dieser Zeit als "Gloria-Kinocenter".  Quelle: Frankfurter Rundschau 3.8.1991

Nach der Eröffnung des "CinemaxX" gingen die Besucherzahlen des Kinocenters drastisch zurück. Die Schließung im Juni 2000 war die logische Folge, auch weil die Reiss-Betriebe um diese Zeit ihre Aktivitäten nach und nach einstellten.

Quelle u.a; Stadtarchiv Offenbach/Offenbach-Post




Die Stelle des ehemaligen Palast-Theaters 2012


Saal 1950 (Bildquelle: Der Neue Film  34/1950/Hofst.)
Vielen Dank an Thorsten Harwarth für die Informationen

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Datum der Erstellung/letztes Update: 25.10.2021