Das Kino wurde 1937 aufgebaut. Es befand sich in einem
dreistöckigem Haus. Ein Teil des Erdgeschosses blieb Ladengeschäften
vorbehalten, währen rechts ein langgestreckter Vorraum zum anschließendem
Theater führte. Er nahm zuerst das Kassenhaus mit den Filmankündigungen auf,
dahinter lagen - durch eine Pendeltür getrennt - Garderoben und Toiletten.
Mosaikplatten, Gummi- und Velourläufer rundeten das Bild ab. Der Zuschauerraum
war in rechteckiger Form gehalten und wies 724 Sitzplätze auf. Die
"Sonora"-Bildwand hatte eine Größe von 6 x 5 m., im Vorführraum standen
AEG-Maschinen mit einer "Europa 1"-Apparatur. Der Saal war in Stahlskelettbau
errichtet. Die neuartige Wandverkleidung nannte sich "Pertinax" - ein
Kunstharz-Erzeugnis, das unbrennbar war. Etwa 3 cm stark waren die marmorierten
Platten, die aus Bakelite-Kunstharz unter Anwendung von Druck und Hitze
hergestellt wurden. Die Bestuhlung - Klappsitze, in den Logen Sessel - war in
blauer Flachpolsterung ausgeführt. Mit dem Film "7 Ohrfeigen" begann der
Spielbetrieb. L38262
Inhaber des Kinos war Paul Rusche,
Theaterleiter Philip und Maria Diederichs. Diedrichs starb bereits Ende der
1930er-Jahre. Nach dem Krieg strengte Maria mit ihrem zweiten Ehemann Heinrich
Weigand den Wiederaufbau des als Mustertheater geltenden "Libras", was für
"Lichtspiele Braunsfeld" stand, an.
Nach siebenmonatiger Bautätigkeit
wurde das im Krieg beschädigte Kino unter Mitwirkung des Juniorchefs Ernst
Diederichs als Balkontheater mit Seitenbalkonen neu errichtet und hatte jetzt
knapp 800 Sitzplätze. Eine Erweiterung auf 1000 Plätze wäre machbar gewesen,
wurde aber nicht mehr realisiert. Die große Eingangshalle mit Glasportal,
Doppelkassse und 10 Vitrinen hatte als Blickfang ein Ankündigungstransparent aus
Glas, ferner eine geräumige Garderobe und Verkaufsstände. Im Theatersaal waren
Sperrsitzlogen abgeteilt. Auch der Balkon hatte ein Foyer mit Garderobe. Aus
akustischen Gründen war der Theatersaal mit Spezialplatten verkleidet. Die
technische Ausstattung bestand aus zwei Euro M-Lorenz-Verstärkern,
Philipps-Gleichrichter 60 Ampére, Kühlgebläse - beides in eigenem Schaltraum -
Dia-Projektor, Farbspieler sowie Sonora-Bildwand mit den Ausmaßen 4,5 x 6 m. Am
Tag der Wiedereröffnung wurde der Film "Diese Nacht vergeß´ ich nie" gezeigt.
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im Film" (mit Fotos)
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