UNION

Kassel (Hessen), Obere Königstr. 32

eröffnet: 30.8.1912
geschlossen: 1969
Sitzplätze: 600 (1920) - 949 (1940) - 1030 (1949)
Architekt: Meißner & Liborius (Neubau 1912) - Mensching & Spier (Wiederaufbau 1949) - Konrad Beckmann, Düsseldorf (Umbau 1958)
Betreiber: Pagu/Universum/Ufa            1912-1943       Kinoname: U.T, später Ufa-Theater
Ufa Gf: Hellmut Anlauf         1949-1969       neuer Kinoname: Union, ab 1958 wieder Ufa-Palast

Der hessische Bankverein hat am Königsplatz einen Riesenbau entstehen lassen, der auch gleichzeitig für die Projektions-Aktiengesellschaft "Union" in Frankfurt Raum für das neueste "Union-Theater" ließ.

Ein mächtiges Portal wird überkrönt durch einen Glas-Mosaikbogen, der durch wechselndes Schaltsystem für prächtige Lichteffekte von vorzüglicher Wirkung sorgt. Der breite Vorraum mit absteigender Treppe empfängt sein Licht von der gewölbten Decke, deren Leuchtkörper in Kassettenform angenehmen Eindruck machen. Die durch ein schmiedeeisernes Geländer in der Mitte getrennte Treppe hat am vorderen Geländerkopf auf hoher Säule ein originelles Wahrzeichen der Kinematographie: Eine Eule mit Photographen- und Mutoskop-Apparat. Der sich an das Treppenhaus anschließende Kassenraum hat als Pendant zur seitlichen Kasse vis-à-vis einen entzückenden Wandbrunnen mit Blumenarrangement, in dessen Becken muntere Goldfische ihr Spiel im Wasser treiben.

Jetzt folgt das Vestibül mit Garderobenabgabe, Büroräumlichkeiten, Toiletten etc., und nun erst gelangt der Besucher in den Theatersaal, der für 600 Personen Platz bietet.

Der ganze Saal wird vornehmlich von zwei Farben beherrscht: grün und gelb. Die Wiener Thonet-Stühle sind, was wir besonders als richtig anerkennen, nicht direkt hintereinander zur Aufstellung gelangt, sondern seitlich verschränkt, damit der Besucher keinen direkten "Vorgesetzten" hat und dadurch ungehinderte Aussicht genießt. Der richtige Theatereindruck wird außerdem noch erhöht durch die im Hintergrund befindliche Logenreihe, deren einzelne Räume durch hohe Wände getrennt sind. Die gewölbte Decke zeigt dem kritischen Beobachter schlechte Verputzung, während die in einer langen Reihe angeordneten sieben Kronleuchter sehr lobenswerte elektrische Lichteffekte bieten. Mit Buntverglasung ausgestattete Seitenbeleuchtungsflächen wirken ebenfalls äußerst stilvoll.

Die Riesenbühne wurde mit einem teuren Vorhang versehen, der mit herrlichen Applikationen ausgestattet ist. Links und rechts neben der Bühne sind zwei Programmnummern-Anzeiger angebracht, die von einem Orchester-Mitglied auf elektrischem Weg bedient werden. Die Musiker sind durch eine Balustrade dem Publikum gegenüber verdeckt.

Als geschäftsführender Direktor ist Herr Peter Kohl bestellt, der die Honneurs für die Eröffnungsvorstellung, zu der das Publikum (ohne Kassenöffnung) zum Freitag, den 30. August eingeladen wurde, übernommen hat. Die gesamte kinotechnische Ausstattung stammt aus der Werkstatt der Frankfurter "Union", deren technischer Leiter, Herr L. Schuch, für den festlichen Eröffnungsabend auch gleichzeitig die Projektion übernommen hat. Der Vorführraum befindet sich im Hintergrund des Saales über den Logen. Der Lichtstrahl geht also von hinten mitten durch den Saal.

...Den Architekten Meißner & Liborius gebührt für den Bau und der Firma Meusching & Spier für die künstlerische Innenausstattung besondere Anerkennung.

Quelle: Lichtbildbühne 35/1912

1921 wurde durch den Einbau eines Ranges die Sitzplatzzahl auf über 1000 Personen erhöht.Der Blick auf die Leinwand war auch von den Seitengalerien gut möglich. Für die in der Dunkelheit kommenden Besucher war jede Stufe beleuchtet. Eine Tafel neben der Bühne zeigte stets an, welcher Akt gerade gespielt wird. Zur neuerlichen Eröffnung wurde "Geierwally" gespielt. L2151

Ein weiterer Umbau erfolgte 1928, im September des Jahres wurde der Spielbetrieb mit Joe May´s Heimkehr" fortgesetzt. Der Innenraum war nun durchgehend in Gold- und Silberschlagmetallmalerei gehalten. Die Seitenlogen machten bequemen Sesseln Platz. Die oberen Logen wurden vergrößert und umgestaltet. L28219 K281156

1943 wurde das Theater völlig zerstört. Beim Wiederaufbau 1949 hielt man sich weitgehend an die frühere Form. Der Zuschauerraum mit 1030 Sitzplätzen war in Parkett und Rang geteilt. Das großräumige Theater wirkte durch seine einfachen Linien sehr vornehm. Dieser Eindruck wurde durch die Rüstertäfelung an den Wänden noch verstärkt.  Farblich gut abgestufte Haupt- und Rückvorhänge bildeten den Rahmen für die Leinwand. Sämtliche Sitzplätze waren mit Federpolsterung versehen.

Zur technischen Ausrüstung gehörten zwei Ernemann VII b-Maschinen mit Hochleistungslampen Magmasol II (zum ersten Mal nach dem zweiten Weltkrieg wurden hier wieder die alten Zeiss-Ikon-Maschinen  neuester Fabrikation in Westdeutschland eingebaut) und die Klangfilm-Apparatur Typ Eurodyn mit einem neuartigen Lautsprecher kombiniert, so das eine natürliche und klangreine Tonwiedergabe gesichert war. Als Eröffnungsvorstellung lief der DEFA-Film "Die Affäre Blum".N4918

Zwölf Wochen lang wühlten, buddelten und hämmerten die Handwerker im Kasseler Union-Theater am Königsplatz. Dann kam der Startschuss für die Wiedereröffnung, und aus dem Union wurde der UFA-Palast. Welche Bedeutung man diesem repräsentativen Theater zumisst, geht aus der Liste der prominenten Gäste hervor, die sich bei der Festlichkeit die Hände schüttelten und dem Hausherrn, UFA-Verwaltungsdirektor Hellmut Anlauf, gratulierten. Die UFA war zahlreich vertreten: Arno Hauke, Dr. Fleuchaus, Helmut Meyer, Rudolf Thiel, Filialleiter Fiedler, Verleih-Pressechef Dr. Harald Müller, Pressestellenleiter Dr. Hefter. Ferner sah man ZDF-Präsident Rolf Theile, Hubertus Wald, Kassels Bürgermeister Dr. Karl Branner sowie die zur Film- und Theater-Premiere gekommenen Darsteller Luise Ullrich, Ingrid Ernest, Brigitte R a u, Gunnar Möller, Harald Martens und Regisseur Peter Beauvais, die ihren UFA-Film „Ist Mama nicht fabelhaft?" aus der Taufe hoben. Bequemlichkeit ist auch im neuen UFA-Palast Trumpf. Alles für das Publikum war die Devise, und so hat man neben den neuesten technischen Errungenschaften eine elegante Hochpolster-Bestuhlung ( Löffler, Stuttgart) angeschafft. Der Reihenabstand wurde vergrößert und auf 105 Sitzplätze verzichtet — zugunsten der Bequemlichkeit. Unter dieses Kapitel fallen auch die Seitenränge, die gleichfalls geopfert wurden. ' Das nunmehr über 937 Plätze verfügende Theater erhielt eine neue 12,7 Meter breite und 5,4 Meter hohe Silberleinwand, einen lichtroten Vorhang (Beckmann, Hannover), eine neuartige Deckenverkleidung aus schuppenförmig angebrachten Leichtmetall-Lamellen, eingebaute indirekte Beleuchtung in den Deckenstufen, an den Wänden aufgesetzte Glasleuchten, einen über der Empore angebrachten „Schallspiegel" zu Verbesserung der Akustik. Um einen günstigeren Bildwinkel bei CinemaScope-Vorführungen zu erreichen, wurde der Vorführraum um 1,50 Meter tiefer gelegt. Die technische Einrichtung des Bildwerferraumes besorgte UFA-Handel Frankfurt (zwei Ernemann X, Zeiss Ikon-Lautsprecher-Kombinationen, Verstärker-Anlage Dominar-Variant). Bildwandrahmen und Vorhangzugmaschinen lieferte die Firma Hamann, Düsseldorf. Ein Blick auf die Außenfront: schwarze Marmorverkleidung, auf der das UFA-Zeichen und der Name des Hauses als Leuchtreklame prangt, nach modernsten Gesichtspunkten von Theater-Werbeleiter Siegfried Bell geschaffene Werbeflächen und das vom Mittelpunkt des Foyers an eine Seitenwand verlegte Kassenhäuschen fallen auf. Architekt dieses aufwändigen Umbaus ist Konrad Beckmann (Düsseldorf), der mit dem Leiter der UFA - Bauabteilung, Heinz Gisbier, zusammenarbeitete.
Quelle: Der neue Film 75/1958


Saal 1949 (Bildquelle: Der Neue Film 18/1949)


Saal 1949 (Bildquelle: Filmwoche 55/1949)

Saal 1958 (Bildquelle: Der Neue Film 75/1958)

Geschmücktes Foyer 1952 anlässlich des Films "Grün ist die Heide"
(Bildquelle: Der Neue Film 12/1952)


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Datum der Erstellung/letztes Update: 01.03.2023  - © allekinos.com