WITTEKIND - LICHTSPIELE |
Herford (Nordrhein-Westfalen) , Höckerstr. 5
eröffnet: | 25.02.1913 |
geschlossen: | Oktober 2001 |
Sitzplätze: | 690 (1920) - 800 (1940) - 598/94 (1980) - 346/130/55 (1997) |
Architekt: | |
Betreiber: | Familie
Salfeld 1913-1935 Franz Maack 1935-1945 Maack & Saalfeld seit mind. 1953-nach 1968 Wittekind-FTB GmbH 1980 Herforfer FT Betriebs GmbH, Minden |
Hier war ab 1872 der Standort einer Schokoladenfabrik der jüdischen Familie Weinberg (die erste wirklich große und modern arbeitende Süßwaren- und Schokoladenfabrik Herfords). Die Fabrik wurde später in die Werrestraße verlegt.
Aus der Fabrik in der Höckerstraße entstand durch Umbauarbeiten das Kino "Wittekind" der Familie Salfeld. Als Eröffnungskapelle wurde das Orchester des Herrn Berninghaus engagiert. Die Besitzer, Ernst August und Lieselotte Salfeld, galten als Juden – bis sie den Gegenbeweis antreten konnten. Sie hatten gemeinsamen eine kranke Tochter und einen Sohn. Herr Salfeld hatte u.a. die Täter des ersten Synagogenbrandes gemeldet. Salfelds nahmen während der NS-Zeit einen ungarischen Film namens "Früchtgen" (Früchtchen) ins Programm, in dem die Hauptdarstellerin eine "Rassejüdin" war (Franziska Saal, eigentlich Franziska Silberstein). Dies war für die antisemitisch geprägten Herforder Bürger ein Skandal. Schon nach wenigen Minuten Spielzeit stürmte im März 1934 ein SA-Trupp den Kinosaal. Es kam zu einer solchen Empörung unter den Kinobesuchern, dass diese ihre Eintrittsgelder zurückforderten und das Kino verließen. Der Film musste anschließend abgesetzt werden. Die Kinobetreiber-Familie Salfeld wurde anlässlich dieser Filmaufführung bedroht und gedemütigt. Mit Hilfe eines Herforder Bürgers konnten Herr Salfeld und sein Sohn fliehen. Die Familie musste das Kino aufgeben und verließ Herford.(Am 12. November 1938 wurde ein Erlass des Präsidenten der Reichskulturkammer veröffentlicht, der der jüdischen Bevölkerung den Besuch von Theatern, Kinos, Konzerten und Ausstellungen untersagte.) Quelle: Geschichte der Juden in Herford
Die Familie Salfeld trat auch als Filmverleiher in Erscheinung. L1542
Danach übernahm Franz Maack die Leitung des Hauses. Nach dem Krieg betrieben dann die Familien Maack und Salfeld gemeinsam ihre Theater.nach dem Tod von Franz Maack (1967) übernahm seine Frau Hedwig die Kinos "Filmstudio", "Welt-Lichtspiele" und "Wittekind" in Herford sowie das "Universum" in Bünde-Enningloh und die "Weserlichtspiele" in Vlotho als Alleininhaberin. E6792
Nach dem Tod von Franz Maack führte dessen Frau Hedwig den Betrieb der Kinos "Wittekind", "Filmstudio" und "Welt-Lichtspiele" weiter. E6792Vielen Dank an Knut Steenwerth für die Bilder und Informationen
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