FILMPALAST  ROTER  TURM

Chemnitz (Sachsen), Herrenstr. 22

eröffnet: 28.09.1929
geschlossen: 05.03.1945
Sitzplätze: 1024 (1940)
Architekt: Bruno Kalitzki
Betreiber: Gerhart Kroog & Philipp Zimmer, Berlin       1929-1933
Gerhart Kroog                                             1934-1935
Walter Camp                                                1936-mind.1942

Das architektonische Prunkstück der ehemaligen Herrenstraße war zweifellos das in den 1920er Jahren im expressionistischen Stil errichtete Kino "Roter Turm". Architekt Bruno Kalitzki emigrierte später und verstarb in Haifa / Israel.

Das Kino befand sich in der heute nicht mehr existierenden Herrenstraße unweit des Roten Turms. Für den Bau wurden mehrere Gebäude, darunter die Gefangenenanstalt am Roten Turm, abgerissen. Architekt Bruno Kalitzki, der mit den beengten Platzverhältnissen zu kämpfen hatte, sah erst eine andere Fassadengestaltung vor. Dieser erst sehr symmetrische Entwurf wurde im September 1928 vorgelegt und noch während der Bauphase auf die später ausgeführte Variante radikal abgeändert. Die Fassade bestand schließlich ausrosarot geschliffenem Steinputz, der in Chemnitz erstmals als Mauerverkleidung verwendet wurde. Er hatte den Vorteil, wetterbeständig und abwaschbar zu sein. Eine besondere Note erhielt die Front durch die farbige Verglasung der Fenster. Sonst trug die Fassade nur noch in riesigen Leuchtbuchstaben den Namen des Hauses.  Die Kassenhalle war teilweise mit Marmor verkleidet, ebenfalls die Haupttreppe zum Rang, bei der auch Velour verwendet wurde. Die Wände der Umgänge zwischen Vestibül und Zuschauerraum waren mit Seide bespannt.

Das Kino verfügte außer dem 700 Plätzen im Parkett über weitere 350 Sitze in Rang und Logen. Die Frontbreite betrug 30 m, die Tiefe des Gebäudes ca.20 m und die Höhe 12,5 m. Die Beleuchtung erfolgte indirekt. Die Bühne war nicht groß, da mit dem Raum gespart werden musste, aber für kleinere Vorführungen war genug Platz. Eine Tonfilm-Apparatur wurde schon eingebaut, aber auch eine Kinoorgel fand noch Platz. Eröffnungsfilm war"Frühlingsrauschen".  L29226+236

Nach der Eröffnung 1928 stellte das Kino "Roter Turm" mit seiner expressionistischen Architektur ein Höhepunkt Chemnitzer Architekturgeschichte dar und gehörte mit seinen 1050 Besucher fassenden Saal zu den größten Kinos in Chemnitz.

Das Kino wurde bei der Bombardierung der Stadt am 5.3.45 zerstört. Heute ist das Gebiet rund um den Roten Turm komplett neu überbaut und es erinnert nichts mehr an den alten Straßenverlauf der Herrenstraße. Die vor einigen Jahren an dieser Stelle neu entstandene Galerie "Roter Turm" beherbergt heute mit dem UCI Kino ein großes Kino unweit des alten Lichtspieltheaters "Roter Turm".

Quelle: "Chemnitz in den goldenen Zwanzigern" - Jens Kassner


Bildquelle: Bruno Kalitzki

Vielen Dank an Jens Hellwig für das Bild und die Information

Ein weiteres Bild finden Sie hier.

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Datum der Erstellung/letztes Update: 22.01.2021