KAMERA

Berlin, Unter den Linden 51-53

eröffnet: März 1928
geschlossen: 1943
Sitzplätze: 300 (1932) - 286 (1937)
Architekt: Heinicke, Gerda Leiser (Innenarchitektur)
Betreiber: Hans Neumann                                    1928-1929
Walter Pearce, Gf: E. Wilck                 1929-1931
Walter Jonigkeit                                   1932-1943

Das Kino wurde im März 1928 als neuartiger Kinotyp (Repertoire- und Long-Run-Theater) im Zentrum Berlins eröffnet. Zuvor war das Kabarett "Fledermaus" in den Räumlichkeiten beheimatet. Links vom Eingang war ein gemütlicher Warteaum, rechts - anschließend an die Garderobe - ein Restaurant mit Bar, durch die man in den Saal gelangte. Dieser hatte nur 300 vollkommen gleichmäßig verteilte Klubsessel. Der Eintritt kostete 1,50 - 2,50 Mark inklusive Garderobe und Programm. Auch ein Garten, in dem im Sommer Freiluftvorführungen stattfanden, gehörte zu dem Etablissement. Die tägliche Vorführdauer war von 3 Uhr nachmittags bis 11 Uhr abends im Non-Stopp-Betrieb, das Restaurant war bis 3 Uhr morgens geöffnet.
Das Eröffnungsprogramm startete mit den ersten Filmaufnahmen Max Skladanowskis
aus dem Berlin der 1890er-Jahre. Auf den Film von gestern folgte der Film von morgen: Cavalcantis "Montmartre", eine Ausdrucksstudie modernsten Stils. Als erster Hauptfilm war Jacques Feyder
s "Jeremias Crainquebille"  ausgewählt worden, gefolgt von dem "Geiger von Florenz" mit Elisabeth Bergner. Der Schwerpunkt war auf ein breit gefächertes Repertoire von anspruchsvollen internationalen Filmen im wöchentlichen Wechsel gelegt.
L2859+61

1929 übernahm der deutsche Generalvertreter der "Wurlitzer-Orgeln" das Haus. Die Orgel wurde von Paul Mania gespielt. Die "Kamera" diente jetzt gleichzeitig als Wurlitzer-Studio. L2951

1932 gründete hier Walter Jonigkeit sein erstes eigenes Haus, das Kino Kamera unter den Linden, gegenüber dem heutigen Café Einstein und eines der ersten Repertoirefilmtheater, also ein Programmkino avant la lettre in Deutschland. Berlins erstes Off-Kino! Hier wurden die Filme in eigenen Programmheften angekündigt, hier ging man auf die Wünsche der Zuschauer ein, zeigte Vergessenes, zu früh Gestrichenes und wiederholte auch alte Filme. In dem über dem Kino gelegenen liegenden Klub der Kamerafreunde (wo heute in etwa der Club Cookies liegt) brachte er Stars wie Emil Jannings, Marianne Hoppe, Heinz Rühmann und Heinrich George mit ihrem Publikum in Filmgesprächen zusammen. Als Reklame dafür legte er angeblich abgerissene Kinokarten in der S-Bahn auf die Sitze. »Die Kamera – Das Haus des guten Films« stand darauf, und es hat gewirkt.

Bei einem Luftangriff wurde die Kamera dann mitsamt ihrer schönen Wurlitzerorgel zerstört.

Quelle u.a: Artechok

Heute steht dort ein Erweiterungsbau der russischen Botschaft.


Saal ca. 1934 (Postkarte)

Eine Außenansicht finden Sie hier

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Datum der Erstellung/letztes Update: 20.10.2020