CAPITOL

Berlin - Wilmersdorf, Kurfürstendamm 153

eröffnet: 15.09.1928  L28214
geschlossen: 1973
Sitzplätze: 1763 (1929) - 355 (Studio 1948) - 965/380 (1958)
Architekt: Erich Mendelsohn (1929) - Anton Zimmer (Fassade 1950) - Hermann Fehling (Einbau Studio 1948 - Capitol 1950)
Betreiber:
Ufa
Willy Hein
Johannes Betzel
Deutsche Cinerama GmbH, Düsseldorf
1929-1936
1937-1943
1946-1973
1959-1963
Kinoname: Universum
neuer Kinoname: Luxor
neuer Kinoname: Capitol & Studio
nur "Capitol", "Studio weiter J. Betzel

Das Großkino wurde 1928 vom Architekten Erich Mendelsohn als Teil des Woga Komplexes (Wohn/Geschäftsbebauung und mit dem zweiten Theater: Kabarett der Komiker) erbaut, am Kürfürstendamm etwas zurückgesetzt am Lehniner Platz. Der Zuschauerraum fasste im Parkett 1276 und im Rang 487, zusammen also 1763 Plätze.
Eine geräumige Vorhalle, in Blau und Hellgelb gehalten und indirekt von Oben beleuchtet, gestattete die Bewältigung des Kassenandrangs. Breite Treppen und Gänge, die alle indirekt beleuchtet waren, führten zum Theaterraum, dessen Wände dunkelrote Mahagoni-Verkleidung trugen. Der obere Teil über dem Rang war dagegen bis zur Decke in hellen Farbenstreifen abgetönt. An der Decke waren in der Längsrichtung breite, sich zur Bühne verjüngende Lichtstreifen angebracht. Diese sich nach vorne verjüngende Linienführung war in allen Teilen des Raums durchgeführt und bezweckte eine Konzentration auf die Leinwand.. Die Bühne selbst war mit einer lichten Öffnung von 10 x 12 m und einer Tiefe von 9 m in so großen Ausmaßen gehalten,  das auch große Bühnenschauen und Revuen geboten werden konnten. Die Leinwand konnte man bei Bühnenveranstaltungen ungebrochen hochziehen. An den Seiten befanden sich - architektonisch geschickt eiungegliedert- die größte Kinoorgel Europas, System Oscalyd. Zahlreiche Seitenausgänge gestatteten eine Entleerung des Saales innerhalb von 7 Minuten.  L28221 K281155
Eröffnungsfilm war "Looping the Loop" mit Werner Krause.  K281157
Das Universum wurde von der Ufa zunächst als Uraufführungstheater betrieben, aber bereits 1931 stellte man mangels Zuschauern auf Reprisenprogramm um.  Die Ufa verlor wohl das Interesse an dem Standort, denn 1937 verkaufte man das Haus an den Unternehmer Willy Hein. der das Kino in "Luxor-Palast" umtaufte.
Ab 1943 spielte das Theater "Scala" im Haus, das sich nun "Halensee-Palast" nannte.

Nach Bombenschäden im letzten Kriegsjahr konnte man ab April 1946 wieder spielen. Kinounternehmer Betzel baute das Haus anschließend um. Im ehemaligen Kassenraum entstand 1948 das "Studio". Das halbrunde Theater fasste 355 Zuschauer. Die rückwärtigen Seitenplätze waren erhöht. Hartfaserähnliche Platten an den Wänden sorgten für gute Akustik. Auch eine Bühne für nichtfilmische Veranstaltungen und ein Foyer fanden noch Platz in den nur 375 qm großen Räumlichkleitzen. N4821
Der große Saal war noch b is 1951 verwaist. Leicht verkleinert nannte man ihn von da an "Capitol".Unter Leitung des Architekten Hermann Fehling war man bestrebt, neue Wege zu gehen. Das Haus wich in mancher Hinsicht vom Filmtheaterschema ab.
Der Vorraum beherbergte nun eine mondäne Bar und in den Seitengängen des Zuschauerraums stellten bekannte Berliner Firmen ihre Erzeugnisse in Vitrinen zur Schau. Über dem Zuschauerraum wölbte sich ein gestirnter Nachthimmel, so das man den Eindruck haben konnte, im Freien zu sitzen und auf das Funkturmgelände zu schauen, denn eine Dekoration mit Funkturm und Springbrunnen rahmte Bühne und Leinwand ein. Zuschauerraum und Bühne gingen ineinander über. Im Vorführungsraum standen AEG Euro-G-Apparate, die Verstärker lieferte Lorenz. Als erster Film lief "Broadway-Melodie 1950"  mit einem entzückenden Disney-Film im Beiprogramm. Als Auftakt zu den Abendvorstellungen gab es eine Bühnenschau. Kurfürstendamm-Melodie 1951“ mit beliebten Stars und Komikern des RIAS-Senders. Auf die Plätze wurde ein Zuschlag von 1,50 DM erhoben. Dies bedeutete den mutigen Versuch einer Programmauflockerung.  W5109 E5102
 

1957 erfolgte die Umrüstung auf Breitwand durch Architekt Gerhard Fritsche. 1959 übernahm dann wieder die "Ufa" (zusammen mit amerikanischen Partnern) das Haus, baute den Rang wieder ein und eröffnete das vergrößerte Haus als erstes "Cineram"-Kino Deutschlands. Das Engagement währte nicht lange, schon 1960 zog man sich wieder zurück und ab 1964 leitete erneut Herr Betzel das Unternehmen. 1968 zog ein Beatclub ins "Capitol" ein, ein Jahr später wurde es als Musicaltheater genutzt. Nachdem 1973 auch das kleinere "Studio" den Kinobetrieb einstellte, kaufte der Berliner Senat 1975 das Haus für 6 Millionen Mark. Nach längerer Umbauphase residiert nun seit 1981 die "Schaubühne" in den Räumen.

Weitere Informationen auf der Webseite der Schaubühne und in einem "Spiegel"-Artikel von 1948. Einen Artikel über Kinounternehmer Betzel finden Sie hier.


Ansicht 50er-Jahre
Vielen Dank an Uwe Friedrich für das Photo

Ansicht 1952
(Bildquelle: Der Neue Film)

Ansicht 1929
Bildquelle: Postkarte

"Universum" nach der Eröffnung 1928
Bildquelle: Der Kinematograph 1156/1928)


Ansicht 1952 (Bildquelle: Postkarte)
      
Saal 1951 (Bildquelle: Filmecho 52/1951)                                         Studio 1948 (Bildquelle: Der Neue Film 21/1948)

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Datum der Erstellung/letztes Update: 20.03.2024 - © allekinos.com