ALHAMBRA

Berlin - Tempelhof, Kurfürstenstr. 44

eröffnet: 1924
geschlossen: 1966
Sitzplätze: 174 (1930) / 198 (1940) / 210 (1954) - 223 (1958)
Architekt:  
Betreiber: Max Droszkowski                                 1924
Walter Schoknecht                                mind.1926 -1928
Ferdinand Krauß                                   1929-1935
Elise Bartels & Leo Taschek                  1935-1941
Elise Bartels                                           1942-1953
Hauschild                                              1954                W5415
Erich & Emmi Christ                              1.4.1954-1966

Das Kino wurde 1924 in einem ehemaligen Tanzsaal eröffnet.. Es lag im Hinterhof eines Wohnhauses. Eine an den Übergang von Seitenflügel und Saalbau gesetzte Wellblechhalle diente als Eingangsbereich. Von hier gelangte der Besucher rechts neben Leinwand und Orchester in den Saal. Der einheitliche Bestuhlungsblock setzte sich bis in den eingeschlossigen Bühnenbau fort, auf dessen Dach sich der Bildwerferraum befand.

1929 erwarb der 1898 in Budapest geborene Ferdinand Krauß das Kino für 15.000 Reichsmark. Zu dieser Zeit war es ein Stummfilmkino. Nach Angaben der Schwestern wurden neue Maschinen für Tonfilm gekauft, ebenso neue Bestuhlung, Wandverkleidung und Bodenbelag sowie Ventilatoren und Lichtreklame. Der Vorführapparat war ein Ernemann IV.
Für November 1935 ist ein Verkauf für 26.000 RM vermerkt. Grund war sehr wahrscheinlich die jüdische Abstammung von Herrn Krauß.

Ferdinand Krauß wurde am 9. November 1944 aus Budapest in das KZ Dachau verschleppt, musste dann in einem der vielen Dachauer KZ-Außenlager sehr wahrscheinlich unter schlimmsten Bedingungen schwere Zwangsarbeit leisten und kam dort in einem der Lager in Kaufering kurz vor der Befreiung im April 1945 zu Tode. Offiziell wird er aber in den einschlägigen Quellen bisher nicht als Opfer des Holocaust bezeichnet. Seinen Schwestern war dieses Schicksal zumindest zurzeit ihrer Klage 1955 unbekannt, sein letztes Lebenszeichen war eine Postkarte aus Hegyeshalom (Grenze Ungarn/Österreich) an sie, die er nach seiner Verschleppung auf französisch an sie nach Budapest sendete, beide Schwestern überlebten dort den 2. Weltkrieg.
Für die Akte 52 WGA 1501/51 habe ich als Ergebnis vom 14. Januar 1953 in meinen handschriftlichen Notizen einen Vergleich über 4.000 DM aufgeschrieben, Frau Bartels führte vor allem an, dass das Geschäft vor dem Stichtag (welcher ist  aktuell unklar) vorgenommen wurde, sowie die kriegsbedingten Ausnahmefälle und ihre Kosten für den Umbau bzw. die Erweiterung auf 230 Plätze Anfang der 1950er Jahre. Den Schwestern ging es in Brasilien wirtschaftlich schlecht, sie waren zur Zeit der Klage bereits über 70 Jahre alt. 1955 war eine der Schwestern (Valerie) verstorben.

Das Kino blieb im Krieg unbeschädigt.

Die "Alhambra-Lichtspiele" wurden von Erich und Emmi Christ im Jahr 1954 von der damaligen Besitzern übernommen.

Das Kino wurde umgebaut und auch im Innenbereich neu gestaltet. Dabei verlor es einige Sitzplätze, bot aber in technischer und architektonischer Sicht eine gediegenere Ausstattung. Am 1. April 1954 wurde es dann wieder eröffnet.  W5433 E5437

Plätze: 224, Bestuhlung: Kamphöner, Hochpolster, 7 Tg., 15 V., 1 Spätvorst., tön. Dia, App: Bauer B 5, Verst: Klangfilm, Bild- u. Tonsyst: CS 1 KL, Gr.-Verh: 1:2,35

Das Kino wurde kurzfristig einmal verkauft, aber dann wieder von Erich und Emmi Christ zurückgenommen.

An der Stelle des Kinos befindet sich heute eine Sporthalle, das Kino wurde 1966 geschlossen und sehr wahrscheinlich im Rahmen der Sanierung Anfang der 1980er Jahre abgerissen.

Das „Haus Kurfürstenstraße 44“ wurde in den 80er Jahren saniert (lt. einem Zeitzeugen) und ist bei „Google maps“schön anzusehen. Unter dem rechten Balkon war damals der Eingangsbereich mit einer großen „Doppeltür“. Auf dem Bild sieht man, dass der Eingang verkleinert wurde und der „rechte Laden“ zur Vermietung frei ist. Ansonsten gibt es außer den Läden nur noch Wohnungen in diesem Haus.

          
Alhambra 1954

            
Alhambra während des Umbaus 1954

      
Blick in den Vorführraum

Vielen Dank an Ingeborg Wienhold für die Bilder und Informationen.
Vielen Dank auch an Miklas Weber für die Informationen zum Schicksal von Herrn Krauß

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Datum der Erstellung/letztes Update: 10.12.2022 - © allekinos.com